Ausrüstung

Nach etlichen Touren und entsprechenden Erfahrungen will ich nun doch noch etwas bezüglich des Equipments für unterwegs verfassen.

Zelt

Es ist verständlich, dass bei der Ausrüstung ein Kompromiss zwischen Gewicht (besonders bei Trekkingtouren), Packmaß, Qualität und natürlich Preis gemacht werden muss. Außer Frage steht auch, dass beispielsweise ein Zelt für den mediterranen Raum bei weitem geringere Anforderungen haben muss als wenn es in Nordeuropa bei Dauerregen und im Sumpf eingesetzt wird. Aus gegebenem Anlass sollte aber gerade der Preisaspekt kein ausschlagbendes Argument für oder gegen ein bestimmtes Produkt sein. Auch Einsteigern in den Outdoorbereich würde ich eher zur Qualität raten, sonst kann es einem wie bei der letzten Tour in den schottischen Highlands gehen, dass irgendwann nachts der Regen quasi direkt durch die Außenhülle ins Zelt fließt, sich am Boden des Innenzeltes mehr als 10 cm hoch staut, nicht mehr abfließt und sämtliche Ausrüstung im Zelt inklusive Schlafsack durchnässt (was letztendlich für einen Teil der Gruppe zum Abbruch der Tour führte). Unterhaltungen mit anderen Backpackern ergaben, dass wir bei weitem nicht die einzigen mit diesem Problem waren. Mein eigenes Zelt (MSR Hubba Hubba) hat hingegen selbst bei der Kombination von Sturm und Starkregen noch standgehalten, auch wenn der Boden eine deutlich zu geringe Wassersäule aufweist und eine Bodenplane und bzw. oder eine zusätzliche Rettungsdecke als Unterlage gegen die Bodenfeuchtigkeit unerlässlich ist.

 

UPDATE April 2016:

Nach der Begehung des Südlichen Kungsleden im Winter steht eins fest: ein Hilleberg-Zelt muss her - Kosten hin oder her. Zwar eignet sich das MSR Hubba Hubba auch begrenzt im Winter, doch sonderlich empfehlenswert ist es nicht. Mit entsprechender Schneeauflage liegt dann doch recht schnell das Außen- auf dem Innenzelt und auch der Boden lässt trotz zusätzlicher Plane recht schnell im Schnee Feuchtigkeit durch. Mit voller Wintermontur ist es zudem dann doch etwas beengend im Zelt...

Kocher

Bei der letzten Tour in den schottischen Highlands musste ich aber auch feststellen, dass selbst High-End-Ausrüstung versagen kann. Nach einigen Regentagen und einem Tag ohne Einsatz, ließ sich die Brennstoffzufuhr des Primus Omnifuels (Kocher, der nahezu alles verbrennt) nicht mehr öffnen. Damit war weder die Verbrennung von Flüssigbrennstoffen, noch von Gas möglich. Fällt hingegen die Brennstoffpumpe aus, kann immer noch mit Gas geheizt werden, aber ohne Brennstoffzufuhr geht eben überhaupt nichts mehr. Selbst Rostentfernen, (kleine) Zange und das Multitool von Primus für die Kocherrepatur konnten das Problem lösen. Gefehlt hat ein 9-mm-Gabelschlüssel, der allerdings nicht in dem Multitool enthalten war und sonst auch niemand mit sich herrumführt (Standard bei Fahrrädern ist 8 und 10 mm) - offensichtlich ein "sehr gut" durchdachtes System von Primus... Für den Rest der Tour bedeutete dies den Ausfall des Kochers, der nächste Outdoorladen war noch zwei bis drei Tagesetappen entfernt. Somit verbleiben zwei Möglichkeiten (vorausgesetzt man ist allein in der Wildnis unterwegs):

1. kalt essen (längerfristig keine Option, zumal wenn das Essen exakt rationiert wurde und somit nur trockene Nudeln und Soße aus Trockenpulver verbleibt)

2. auf dem Lagerfeuer kochen, was sogar erstaunlich gut geht, wenn man für entsprechenden Windschutz sorgt. Im Sommer ist dies in weiten Gebieten Europas allerdings aufgrund der Waldbranntgefahr verboten, in Schottland sollte es in der Regel aufgrund der Nässe kein allzu großes Problem sein. Mit etwas Mühe und dem richtigen Holz lässt sich selbst aus nassem Holz noch ein loderndes Feuer entfachen. In Schottland hat sich besonders Weißbirke als hervorragender Brennstoff bewährt, allerdings mit einem kleinen Wehmutstropfen: Sämtliche Kleidung, Töpfe etc. riecht anschließend nach dem im Holz enthaltenen Pech und die Töpfe sind komplett schwarz mit Ruß...

 

Da Lagerfeuer auf Dauer auch keine Lösung war, musste in Schottland ein neuer Kocher her. Die Entscheidung viel auf einen Esbit-Kocher (Feststoffbrenner; sehr leicht, sehr kleines Packmaß, günstig [mit Brennstoff für etwa eine Woche ca. 15 €]). Eigentlich sind diese Kocher nicht wirklich zum Kochen gedacht (lediglich für Tütensuppe o.ä.), allerdings hat sich der Kocher mehr als bewährt. Der Brennstoff (Hexamin) ist weder explosiv (wie Gas) oder hochentzündlich und damit anfällig für Stichflammen und Verpuffungen (wie Benzin), noch umweltschädlich (wie z.B. Benzin). Auch Ruß ist trotz dem Festbrennstoff kein Problem. Die offenen Flammen erzeugen sogar fast ein Lagerfeuerfeeling :-) Klar ist jedoch, dass diese Art von Kocher nicht bei Waldbranntgefahr eingesetzt werden darf.

Die Dauer, bis ein guter Liter Wasser anfängt zu Kochen, beträgt etwa 10 min, ist aber erheblich vom Wind (und der Anzahl an Brenntabs) abhängig. 2 Liter Wasser zum Kochen zu bringen (= Essen für 2-3 Personen) ist nahezu unmöglich - es sei denn man verwendet einen Windschutz und einen Hitzereflektor für den Boden, dann gelingt auch dies bei noch akzeptablem Brennstoffverbrauch. Die klare Stärke eines Esbit-Kochers verbleibt aber beim Einsatz für eine Person mit Essen, das nur eine relativ kurze Kochzeit benötigt. Für kurze Solotouren in nicht waldbranntgefährdeten Gebieten würde ich diesen Kocher mittlerweile sogar meinem Primus-Kocher vorziehen.

 

UPDATE 2016:

Für Wintertouren unbedingt einen guten Benzin-Sturmkocher verwenden. Ein Hobo-Ofen tuts für 1-2 Personen auch, ist allerdings etwas zeitintensiv und neigt im Schnee zum "Graben". Dafür gibts fast überall genügend Brennstoff. Selbst nasses Holz kann verbrannt werden, dann allerdings mit Rußgeschmack im Essen...